Auswirkungen des neuen Newsfeed-Algorithmus von Facebook auf Veranstalter und Unternehmen

Posted on |

Lesezeit: 7 Minuten

Facebook hat angekündigt 2018 seinen Newsfeed-Algorithmus grundlegend zu überarbeiten. Weniger externe Inhalte, dafür mehr direkte Interaktionen zwischen Menschen. Diese Änderung wird weitreichende Auswirkungen auf uns alle haben. Die Anzahl an externen Artikeln und Videos wird drastisch reduziert. Die Kosten für Werbeanzeigen werden wahrscheinlich steigen und die organische Reichweite von Beiträgen abnehmen.

Wie immer meldet sich der Facebook-Gründer am Anfang des Jahres selbst zu Wort und gibt der Welt einen Ausblick darüber, was das übergeordnete Ziel des neuen Jahres sein wird. Für 2018 hat Zuckerberg den Newsfeed als Fokus ausgegeben und verspricht weitreichende Veränderungen.

Was bisher bekannt ist

Am 11.01. hat Mark Zuckerberg wieder die Roadmap für 2018 in einem Facebook-Beitrag vorgestellt. Im Fokus steht der nachhaltige und massive Umbau des Newsfeed-Algorithmus.

Der Newsfeed ist quasi die Startseite von Facebook, auf der dem Nutzer Beiträge und Veränderung der eigenen Freunde, aber auch Werbeinformationen und Beiträge von externen Seiten angezeigt werden. Der Newsfeed-Algorithmus bestimmt dabei, welche Beiträge und in welcher Reihenfolge dir angezeigt werden.

Mark Zuckerberg sieht Facebook als einen Ort, bei dem die eigene Zeit sinnvoll eingesetzt werden soll. Darauf wird 2018 alles ausgerichtet. Facebook soll wieder mehr zu dem sozialen Netzwerk werden, als dass es ursprünglich gestartet ist. Im Mittelpunkt sollen dabei keine externen Beiträge, sondern Interaktionen von Menschen stehen. Zuckerberg spricht dabei von meaningful interactions (bedeutungsvolle Interaktionen). Am meisten werden diese Interaktionen durch externe Beiträge, News und Werbung behindert und genau hier sollen die Änderungen angreifen.

Motivation von Facebook

Ursprünglich als Übersicht aller News unserer Freunde gestartet, wird der durchschnittliche Facebook-Nutzer im Newsfeed mittlerweile überschwemmt mit Werbung und Beiträgen von Publishern, Unternehmen und Fanseiten. Die Masse an Informationen führt dazu, dass sich immer mehr Nutzer zurückziehen. Für viele Personen ist Facebook kein geschützter Raum mehr, in dem private Dinge geteilt werden, sondern ein Nachrichtenmedium.

Facebook spricht als Auslöser der Änderungen zwar gern von der Gefahr der Filterblasen und der Verbreitung von Fakenews, die wahre Motivation könnte jedoch eher betriebswirtschaftlicher Natur sein. Es gibt zwar kaum valide Zahlen, aber die Interaktionsrate der Nutzer nimmt ab. Im 4. Quartal 2017 hat sich die Anzahl der täglich aktiven Nutzer in den USA sogar erstmals reduziert. Mit fallender Interaktionsquote steigt jedoch die Wahrscheinlichkeit, dass Nutzer Facebook verlassen. Interessante Einblicke dazu liefert Sean Parker, ein Investor von Facebook, in diesem Video.

Auswirkungen für Veranstalter

Wie üblich wird in der Zielvorgabe von einer Vision und keinen konkreten Aktionen gesprochen. Hinzukommt, dass der Newsfeed-Algorithmus bereits heute eine Blackbox ist. Daher ist es schwierig zu sagen, was sich konkret ändern muss, um die angesprochenen Ziele zu erreichen. Unabhängig davon lassen sich aus dem Status quo und der Vision leicht mögliche Auswirkungen ableiten:

1. Organische Verbreitung von Beiträgen und Fanpages
Der Newsfeed-Algorithmus wurde in den letzten Jahren so verändert, dass immer wieder zufällige Beiträge von bisher unbekannten Personen und Pages angezeigt werden. Dafür werden Beiträge von Freunden und geliketen Seiten erst verspätet angezeigt. Mit der Zunahme von Publishern und Unternehmen mussten also immer mehr organische Beiträge nach hinten geschoben werden.

Die neue Vision für Facebook sieht vor, die Anzahl an Beiträgen von Publishern, Unternehmen und Werbung im Newsfeed zu begrenzen. Am wenigsten wird wahrscheinlich bei der bezahlten Werbung gespart. Die organischen Beiträge werden demnach bei den meisten Seiten erneut zurückgehen. Wenn du Facebook heute also als Tool zur Verbreitung deiner Informationen nutzt, solltest du dir Gedanken machen, ob und wie das auch in Zukunft weiter funktionieren kann.

2. Bezahlte Beiträge bzw. Werbung
Du hast die Möglichkeiten deine Beiträge über Facebook gezielt zu vermarkten. Die Aussagen von Zuckerberg machen klar, dass sich auch die Anzahl an Werbung und bezahlten Beiträgen im Newsfeed reduzieren wird. Gleichzeitig wird es deutlich weniger organische Beiträge von Seiten und durch virale Effekte gepushte Inhalte im Newsfeed geben. Einige Anbieter dieser Inhalte wollen jedoch, dass ihre Inhalte weiter angezeigt werden, weswegen sie teilweise auch die Werbefunktion in Anspruch nehmen müssen.

Beide Effekte werden letztlich dazu führen, dass der Preis für Werbung zunehmen wird. Je nachdem wie wichtig dir der Kontakt zu deinen Besuchern und Kunden auf Facebook ist, solltest auch du dich näher mit der Werbefunktion auseinandersetzen.

3. Videocontent
Videos im Newsfeed sind einer der Hauptgründe für die sinkenden Interaktionsraten, da sie zwangsläufig zu einem passiven Konsum führen. Die Verbreitung von Videos wird in diesem Jahr weiter deutlich abnehmen. Facebook hat bereits Ende 2017 damit begonnen weniger virale Videos im Newsfeed anzuzeigen. Als Ergebnis hat die tägliche Nutzungszeit von Facebook Im 4. Quartal 2017 in Summe um 50 Millionen Stunden abgenommen.

4. Nutzer Stimmen über Inhalte ab
Um eine höhere Qualität an Informationen zu erreichen und Fakenews zu reduzieren, sollen die Nutzer direkt über die Inhalte abstimmen dürfen. Das hat Zuckerberg in einem zweiten Beitrag bereits angekündigt. Über Qualitätsumfragen sollen Nutzer jetzt evaluieren, welche Nachrichtenquellen hochwertige Informationen verbreiten und welche nicht. Bisher wird nur von Newsseiten gesprochen. Bei Erfolg könnte dies natürlich auch auf Nischennews wie Eventseiten oder -blogs, welche Facebook zur Verbreitung ihrer Einträge nutzen, ausgeweitet werden.

Gewinner und Verlierer

Obwohl bisher nur wenige konkrete Aktionen bekannt sind, ist bereits klar, wer massiv durch die Änderungen verlieren wird. Publisher, welche Facebook als Instrument zur Verteilung ihrer eigenen Artikel und Inhalte nutzen, werden sehr stark an Reichweite verlieren. Dies gilt insbesondere auch für die Produzenten von Videocontent.

Gewinner sind der normale Facebook Nutzer, der endlich wieder das soziale Netzwerk zurückerhält, dass er sich ursprünglich gewünscht hatte. Aber auch Publisher können gewinnen, wenn es Ihnen gelingt, eine besonders enge Beziehung mit ihrer Leserschaft aufzubauen. In diesem Fall ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass die organischen Reichweiten sogar steigen.

Was solltest du gelernt haben

Facebook wird 2018 seinen Newsfeed-Algorithmus massiv überarbeiten. Die Anzahl an externen Beiträgen, Werbung und Video soll deutlich reduziert und wieder die direkte Interaktion von Menschen in den Mittelpunkt stellen. Facebook möchte wieder das soziale Netzwerk werden, als dass es ursprünglich gestartet ist. Für jeden, der Facebook lieblos als Instrument zum Verteilen seiner Inhalte nutzt, sind das schlechte Neuigkeiten. Wer jedoch eine besondere Beziehung, mit vielen Interaktionen zu seinen Lesern aufbauen kann, der wird von der Änderung profitieren und seine organische Reichweite vergrößern können.

Was ist deine Meinung zur Veränderung von Facebook? Wie würdest du den Algorithmus anpassen? Bist du auf mögliche Änderung vorbereitet? Wir freuen uns auf dein Feedback

„Facebook“ Icon erstellt durch Maria Maldonado vom „the Noun Project„.